Künstler-Interview: Poul Dohle

Wir schreiben uns schon einmal ein bisschen für die anstehende MagicCon warm. Anstatt des üblichen „Was erwartet uns“, stellen wir euch heute Poul Dohle und seine Werke vor. Der Künstler aus Münster wird mit einem Stand im Händlerraum der Convention zu finden sein. Wir wissen jetzt schon, wo wir eine Menge Geld lassen werden.

Viel Spaß beim Lesen und Stöbern an seinem Stand auf der MagicCon!

Wie lange zeichnest du schon?

Schon jahrelang! 40 oder 50 Jahre? Eigentlich habe ich schon als Baby gemalt. Auf meiner Website steht auch, dass ich mit Porridge, also mit Haferbrei, angefangen habe. Die ersten Zeichenversuche waren im Prinzip, dass meine Mutter mir damals Malbücher mitgebracht hat und die habe ich schon ausgemalt. Da war ich fünf oder sechs. Ganz schnell hab ich aber angefangen die richtig auszufüllen: Habe kleine Symbole reingemalt oder eigene kleine Geschichten erfunden. Das sind so meine ersten Gehversuche. Dann kommt natürlich die Sache mit der Liebe. Man verliebt sich in der ersten oder zweiten Klasse in ein Mädchen und da versucht man sie natürlich abzuzeichnen. Im Kunstunterricht war es später auch immer so, dass, wenn wir eine Aufgabe bekommen haben, meine Mitschüler zu mir kamen und mich immer um Hilfe gebeten haben. Der Lehrer wusste immer genau, dass die Hälfte der Klasse zu mir gekommen ist und ich ihre Bilder malte.

Wie würdest du deinen Stil beschreiben?

Foto: Tobias Schad

Sehr illustrativ. Deshalb bieten sich meine Werke auch sehr gut für Bücher und solche Dinge an. Aber eigentlich komme ich aus der Kunst. Ich hab anfangs sehr surrealistische Sachen gemacht. Mein Bestreben war aber immer, realistische Elemente mit einzubauen. Im Surrealismus geht es ja eher um die Träume. Durch diese surrealistischen Elemente bin ich ja eigentlich auch auf meinen eigenen Stil gekommen. Ich würde es vielleicht „Zurückführung auf sich selbst“ nennen. Das war mir auch immer ganz wichtig. Deswegen geht es mir auch nicht um das genaue Abmalen, sondern eher darum innere Gefühle darzustellen.

Mein Weg zu meinem jetzigen Stil ging vom Surrealismus erst über den ganz normalen Realismus. Im Prinzip ist das das Handwerk. Im Realismus kann man natürlich auch ausprobieren, wie z.B. Bleistift oder andere Medien. Ich sag mal, ich kenne mich eigentlich in allen Medien aus. Vom Kupferstich bis zur Ölmalerei habe ich alles ausprobiert. Das vermutet man meistens nicht, wenn man meine Arbeiten im Netz sieht. Das ist der Nachteil daran, man sieht immer nur eine Abbildung einer Abbildung und nicht mehr, welche Technik dahinter steckt. Und dann immer noch illuminiert, also von irgendetwas beleuchtet. Gerade bei einer Gouache ist es noch einmal eine ganz andere Geschichte, weil diese Maltechnik ein ganz anderes Licht entwirft, als eine Ölmalerei.

 

Woher nimmst du deine Inspiration?

Meine Inspiration kommt erstmal aus mir selbst. Klar ist auch die Natur eine große Inspiration. Philosophie, alles was ich lese. Entsprechend versuche ich das auch umzusetzen. Manchmal ist die Inspiration auch ganz zufällig. Ein in den Raum geworfenes Wort. Momentan ist ein Thema für mich z.B. Hexen und Zauberer, dass liegt aber daran, dass ich aktuell an einem Projekt arbeite, das sich thematisch damit auseinander setzt. Von daher kommt auch aus dieser Richtung neue Inspiration.

Foto: Tobias Schad

Manchmal lasse ich mich sogar von Kaffeesatz inspirieren oder von Dingen, die ich in meiner Umgebung sehe. Ein Ent-Bild hat mit Kaffee angefangen. Ich habe Kaffee genommen und einen Fleck gemacht. Daraus habe ich dann den Ent entstehen lassen. Es kommt natürlich noch das Abtupfen dabei. Meistens sehe ich dann schon ein paar Begebenheiten, wie ein Gesicht, das ich dann ausmale. Dieses Beispiel ist natürlich sehr straight, da es um eine einzelne Person geht, aber ich habe dann auch Bilder gemalt, in denen ganze Zusammenhänge in dem Bild sind. Darum geht es mir auch. Gerade in der Illustration.
Die klassische Buchillustration will immer, das was geschrieben ist, auch dementsprechend illustrieren. Nicht die Gefühlslage, sondern Abbildungen. Für mich sind aber immer die Gefühle wesentlich wichtiger. Die Illustration ist keine Abbildung der Schrift, sondern steht für sich selbst und ist ein Teil der Geschichte, die die Worte nicht unbedingt erzählen, sondern erst zusammen ergänzt es sich zu einem Bild. Dabei geht es auch darum, darauf zu achten, dass man nicht das eine dem anderen unterordnet. Deshalb arbeite ich mit Autoren, mit denen ich mich absprechen kann, damit ein Gesamtbild entsteht. Meine Illustrationen sollen dazu beitragen, die Geschichte weiter zu bringen und die Fantasie anzuregen.

Was ist dein Lieblingsmotiv?

Ich male am liebsten Frauen und alte Männer mit weißen Bärten. Gesichter allgemein, sind meine Lieblingsmotive.

Poul mit seinem Sohn Daniel, der ihn unterstützt. Foto: Tobias Schad

Meine Bilder sind nie unruhig. Gerade ist es in der Szene angesagt, alles in Bewegung zu bringen. Das höre ich auch häufig von Verlagen: „Das muss mehr Dynamik haben!“. Meine Gesichter haben Dynamik. In ihrer Stille haben sie Dynamik. Da geht es eher um die Persönlichkeit, die in sich ruht. Ich entwickle immer neue Charaktere, wo ich mich oft frage, gibt es sie wirklich in der realen Welt. Obwohl ich nicht abmale. Häufig könnte man die Frage stellen: Gibt es eine Person, die so aussieht? Es kommt aber alles von mir. Selbst wenn ich eine Vorlage habe, nehme ich mir die Freiheit heraus, nicht eins zu eins Abzumalen, sondern sie einfach zu verändern. Manchmal geht es auch nur um gewisse Haltungen. Schließlich will man es auch möglichst realistisch machen und es ist manchmal auch gar nicht so einfach das aus dem Kopf zu machen. Anatomisch gesehen soll es dann korrekt sein und von den Proportionen her. Dafür habe ich auch diese Malweise gewählt. Als ich surrealistisch gearbeitet habe, da gab es auch Figuren, die hatten ganz große Köpfe und kleine Hände. Das fiel aber nicht auf, weil der Kontext ein ganz anderer war. Auch wenn meine aktuellen Bilder fantastisch sind, haben sie dennoch den Anspruch korrekt zu sein.

Auf welchen Teil meiner Bilder mich schon viele angesprochen haben, sind die Augen. Sie sind immer Zentrum des Bildes. Wenn man alles abdecken würde und nur die Augen anguckt, dann haben sie eine ganz besondere Tiefe. Ganz oft starte ich auch damit. Obwohl die Augen nur ein kleiner Teil im Bild sind, zeigen sie Seele. Für mich ist es wichtig die Person in den Mittelpunkt zu setzen und ihr eine Seele zu geben. Auch wenn diese nur fiktiv ist.

Was war das Anspruchsvollste, das du gemacht hast?

Oh, da gibt es mehrere Sachen. Zum Beispiel in Ahlen ein großes Kino auszumalen. Da habe ich die Geschichte des Kinos dargestellt. Es fing an mit King Kong, dem ich auf seine ausgestreckte Hand ein Filmteam gesetzt habe. In diesem Kino waren immer kleine Fenster. In diesen Fenstern habe ich dann von Casablanca bis Legende alles hineingemalt.
Im Kinderbuch-Bereich war es wohl das Piratenbuch. Das war monatelange Arbeit. Ich habe 300 Illustrationen dafür gemacht. Irgendwann war es nur noch eine Illustration nach der anderen. Auf dem deutschen Markt geht es immer um einen Zeitrahmen. Es kommt aber auch immer auf das Projekt an. Beim Piratenbuch war es so, dass damals der erste Teil von Fluch der Karibik rausgekommen war und das Thema natürlich aktuell war. Es gab zwei oder drei Bücher aus England, die angekauft wurden. Ich kannte die Leute, die das Buch verlegt haben und so kam ich da rein. Letztendlich habe ich pro Woche eine Seite illustriert und das war wirklich viel Arbeit. Zum Beispiel habe ich auf einer Seite alle Waffen illustriert. Das Bild was ich gemalt habe war riesig, aber im Prinzip war es im Buch ein kleines Faltblatt.

 

Wir bedanken uns bei Poul für den tollen Nachmittag in seinem Atelier! Es hat uns sehr viel Spaß gemacht, dich näher kennenzulernen. Wenn ihr noch weitere Fragen an Poul habt: Er freut sich bestimmt, sie euch auf der Convention zu beantworten.

Foto: Tobias Schad

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