The Last Goodbye – Tag 3 der HobbitCon
Wie, was, schon rum? Der Sonntagmorgen fühlte sich eigentlich noch nach einem ganz normalen Con-Tag an. Trotzdem sollte an diesem Tag – zumindest für das deutsche Tolkien-Fandom – eine Ära zu Ende gehen. Aber ans Ende denkt man bekanntlich zuletzt. Und so stürzte ich mich noch einmal mit Genuss in den vollen Trubel der Hobbitcon.
Der Tag begann mit einem ausgedehnten Frühstück in großer Runde im Maritim. Und wie es sich für zwei ausgewachsene Hobbit-Ladies gehört, waren meine Zimmergenossin und ich nicht nur fast die ersten am Frühstückstisch, sondern auch die letzten. Dazwischen wurde mit altbekannten und neu gewonnenen Freunden ausgiebig getratscht, geplant und gelacht.
Die ersten Tränen
Geweint habe ich dann allerdings schon um kurz nach elf. Zum Glück flossen die Tränen aber nur vor Lachen: Bei der Lesung von Tommy und Werner Krappweis musste ich mir mehrmals die Augen wischen – und war damit, wie ich beobachten konnte, längst nicht die Einzige im Publikum. Woher Tommy sein Erzähltalent hat, wurde bei seinen Gesprächen und Kabbeleien mit seinem Vater schnell klar. Auf der Bühne ein unschlagbares Duo! Klar, dass ich das mit der Lesung beworbene Buch „Sportlerkind“ auch gleich kaufen musste und mir eine Widmung von Autor und Vater holte. Die beiden waren im persönlichen Kontakt übrigens genauso sympathisch wie auf der Bühne. Fast wünscht man sich, dass Tommy Krappweis noch mehr Kindheitstraumata auf Lager hat, die er in einem baldigen nächsten Buch verarbeiten möge …
Im Anschluss eilte ich zu meiner Zimmergenossin, die in der Autogrammschlange für Craig Parker anstand – und durch das Schlangestehen tatsächlich das gesamte Krappweis-Panel verpasst hatte. Aber ihre Standfestigkeit wurde durch einen extrem netten Craig und ein ziemlich cooles Foto letztlich belohnt.
Auch ich wollte mir noch ein Autogramm holen: Ryan Gage hat mir als König Louis in der BBC-Serie „The Musketeers“ sehr gut gefallen, auch wenn er den meisten Tolkien-Fans eher als Alfrid in der „Hobbit“-Trilogie bekannt sein dürfte. Sein Autogramm versah der vielseitige Schauspieler noch mit einem kleinen Seitenhieb auf seinen Schauspielkollegen Peter Capaldi, der auf der Fotovorlage ebenfalls zu sehen war, und überreichte mir das Werk mit seinem üblichen überbreiten Grinsen.
Die Autogrammsession war schon fast vorbei, und so konnten wir ganz entspannt die Schauspieler betrachten, die größtenteils nichts mehr zu tun hatten. Vor allem Mark Hadlow fiel uns auf: Der Dori-Darsteller kramte nämlich gerade im Miss-Geek-Geschenkkörbchen, suchte sich offenbar die leckersten Bissen heraus, versteckte die unterm Tisch – und bot danach ganz großzügig den Helfern vom Staff die Reste an.
Panel-Marathon
Auch wir nahmen noch mal einen Happen zu uns, denn ab 13 Uhr war Sitzfleisch gefragt: Ich nahm meinen Platz im Panel von Ryan Gage und John Bell ein und verließ den Raum nicht mehr bis zur Closing Ceremony. Gut gelaunt und immer wieder sehr charmant beantworteten die beiden Fragen zu ihren Rollen, ihren Schauspielkollegen und ihren Erlebnissen am Set. Dabei kam auch Moderator Mark Ferguson besonders gut weg, obwohl er nie mit den beiden zusammengearbeitet hatte: Auf die Frage, ob sie persönlich Zwerge oder Elben bevorzugen würden, lobte Ryan Gage ausführlich den Model-Look der Elben. Mark genoss das sichtlich – bis Ryan klar wurde, dass er einem ehemaligen Elben gegenübersaß …
Das anschließende Panel von Billy Boyd (Pippin aus dem „Herrn der Ringe“) ging so schnell
vorbei, dass ehrlich gesagt gar nicht so viel davon hängen blieb – abgesehen von seinen unermüdlichen, unbeholfenen und unheimlich netten Versuchen, Deutsch zu sprechen, einer vollkommen irren (und natürlich unwahren) Geschichte über den Verlust seines Auges und seinen Erzählungen aus seiner Arbeit als Buchbinder. Eine sehr unterhaltsame Stunde, in der Boyd viel von der menschlichen Wärme ausstrahlte, die er auch Pippin verliehen hatte.
Kiwi Comedy Hour
Danach brach der Wahnsinn über die Conbühne herein: Die Kiwi Comedy Hour begann.
Das eingespielte Trio aus Maxi Mark (Mark Ferguson), Mini Mark (Lori Dungey) und Sexy Mark (Craig Parker) brachte verschiedene Gäste auf die Bühne. Dabei ging es durchaus züchtig und amüsant los, aber natürlich blieb es nicht lange dabei. Schon nach kurzer Zeit wackelte Craig als grotesk ausgestopfte Kim-Kardashian-Parodie über die Bühne, während Lori als Darth Vader in eine Laserschwert-Session mit Mark verwickelt wurde. Der Höhepunkt war aber eindeutig erreicht, als im Spiel „Stunt Double“ von Jed Brophy und Mark Hadlow ein kleines Küsschen verlangt wurde – und sie ohne zu zögern eine innige Knutsch-Session starteten.
Und dann war – viel zu früh! – alles vorbei: Die Closing Ceremony begann. Der Chor steuerte mit „I See Fire“ und „The Last Goodbye“ gleich zwei Gänsehaut-Songs bei. Auch wenn nicht alle Stellen bis zu den hintersten Rängen (wo ich leider saß) trugen, sondern gelegentlich ein bisschen leise wurden, war es doch ein absoluter Genuss, dem Gesang zuzuhören. Nach dem Auftritt trat Mark auf die Bühne, um einen Überblick über das zu geben, was war – und eine Aussicht auf das, was kommt: Im nächsten Jahr wird es zwar keine HobbitCon und auch keine RingCon mehr geben. Dafür aber eine MagicCon. Der Jubel im Saal war gewaltig, als wir erfuhren, dass auch alle drei Marks – Maxi, Mini und Sexy – mit dabei sein würden. Den krönenden Abschluss bildete Billy Boyd, der noch einmal „The Last Goodbye“ zum Besten gab. Somit wurde die HobbitCon emotional und tränenreich verabschiedet. Wir sind gespannt, was die Zukunft bringt.