Rezension: Tommy Krappweis – Ghostsitter: Geister geerbt.
Als Autor ist das kreatives Allroundgenie Tommy Krappweis vor allem durch seine Mara-Trilogie, deren erster Teil Mara und der Feuerbringer letztes Frühjahr auch als Kinofilm erschien, bekannt. Nach Abschluss dieser ersten Fantasy-Reihe hat Tommy sich nun vorerst von Mara und Professor Weissinger verabschiedet und sich etwas neuem gewidmet. Im Oktober letzten Jahres erschien beim Verlag Schneiderbuch der erste Teil seiner neuen Buchreihe: Ghostsitter – Geister geerbt.
Der Roman handelt von dem 14-jährigen Tom, der bei seiner Oma lebt, die eigentlich gar nicht seine Oma ist, sondern seine Adoptivmutter. Quasi. Eines Abends erhält diese die traurige Nachricht, dass ihr Bruder Heinrich gestorben sei und obwohl die beiden sich nie begegnet sind, habe er Tom wohl einen großen Teil seines Vermögens vererbt. Zusammen mit dem urplötzlich aufgetauchten „Onkel“ Welf, der laut Tom erstaunliche Ähnlichkeit mit Hugh Jackman habe, geht es zur Testamentseröffnung, bei der sich herausstellt, dass Tom nicht nur eine riesige Summe Geld geerbt hat, sondern auch Heinrichs Geisterbahn, die Schreckensfahrt. Heinricht hat jedoch in seinem Testament veranlasst, dass Tom mit der Schreckensfahrt mindestens bis zu seinem 18. Geburtstag touren und diese erhalten muss, um das vollständige Erbe antreten zu können. Doch damit nicht merkwürdig genug. Der mysteriöse Zoracz taucht auf und bietet Tom an, ihm sein Erbe abzukaufen. Tom lehnt ab, woraufhin ein Hollywood-reifer Kampf zwischen Welf, Zoracz und dessen Begleiterin entflammte.
Zusammen mit Welf macht Tom sich anschließend auf, um der scheinbar heiß begehrten Schreckensfahrt einen Blick abzustatten und ist enttäuscht: Die Bahn ist alt, rostig und verstaubt und wirkt im ersten Moment eher albern als furchteinflößend – und trotzdem ist sie das Gruseligste, was Tom je erlebt hat! Nach einer unfreiwilligen Probefahrt steht Tom die Todesangst ins Gesicht geschrieben und er kann kaum aufhören zu zittern. Denn die Geister sind echt. Alle. Der Zombie, die Mumie, das Geistermädchen, der Vampir und Welf, der Werwolf. Tom hat wirklich Geister geerbt und einen Erzfeind noch dazu, denn Zoracz versucht auch weiterhin alles um die Schreckensfahrt in die Hände zu bekommen und macht Tom und seinen Freunden das Leben schwer.
Obwohl beide Protagonisten im gleichen Alter sind, richtet sich Ghostsitter an ein jüngeres Publikum als Mara und der Feuerbringer, was sich im Schreibstil deutlich bemerkbar macht. Ghostsitter ist zwar offensichtlich ein Kinderbuch, jedoch nicht weniger lustig als alles andere, was Tommy Krappweis geschrieben hat und hat auch mir großen Spaß bereitet. Ein Spruch jagt den nächsten und besonders Tom ist absolut nicht auf den Mund gefallen.
Tommy Krappweis leichte und flüssige Art zu schreiben lässt einen binnen kürzester Zeit in Toms Welt eintauchen, weshalb ich das Buch fast in einem Rutsch komplett verschlungen habe. Es macht großen Spaß Tom dabei zu begleiten, wie er die irrwitzigsten Probleme lösen muss, mit denen die Geister ihn konfrontieren und wie er es dabei dennoch schafft, ihr Geheimnis zu bewahren. Doch auch ganz alltägliche Probleme werden angesprochen. So leidet Tom beispielsweise unter erheblichem Selbstzweifel, ob er seiner neuen Aufgabe und der damit verbundenen Verantwortung überhaupt gewachsen ist. Die Nachfolge Onkel Heinrichts anzutreten scheint ihm anfangs fast ein Ding der Unmöglichkeit. Doch Tom wächst mit seinen Aufgaben und das muss er auch, denn plötzlich stehen merkwürdige Dämonen mit blutigen Schwertern vor der Tür, die sich als Gesandte des Himmels ausgeben und es auf die Geister abgesehen haben. Es fällt Tom nicht schwer zu erraten, wer die wohl geschickt haben mag.
Der erste Band ist ein gelungener Auftakt für die Ghostsitter-Serie, an der auch „ältere“ Krappweis-Fans ihren Spaß haben werden, denn Tommys Humor ist unverwechselbar. Der zweite Teil Vorsicht! Poltergeist! ist nun auch erhältlich und ich kann es kaum erwarten, dass Tom und seine Geister mit der Schreckensfahrt endlich unterwegs sind! Und hoffentlich erfahren wir auch mehr darüber, warum Zoracz eigentlich so versessen auf diese Geisterbahn ist …