„Ich möchte mehr Positivität in mein Leben und das der Anderen bringen.“- Ein Interview mit Kupferfuchs: Teil 2
Hier habt ihr den zweiten Teil unseres Interviews mit der lieben Nadine alias Kupferfuchs. Heute geht es im Besonderen um Kreativität, sowohl im Beruf als auch im Hobby. Nadine erzählt von den Tücken der Motivauswahl für ihren Shop, der Umstrukturierung ihres Youtube-Kanals und ihrer großen Kostümleidenschaft. Viel Spaß beim Lesen!
MissGeek: Woher nimmst du alle deine Ideen, gerade auch für die Designs und Prints in deinem Shop? Entwirfst du alles selbst?
Kupferfuchs: Teils, teils. Ich habe eine Grafikerin die mir hilft, und es gibt auch Elemente, die wir vom Grafikmarkt kaufen. Es gibt zum Beispiel zwei bestimmte Blumen, die kommen immer wieder vor. Die recycle ich quasi. Aber die sind auch sehr schön und gut zu drucken, die kann man hinter eine Motte packen, hinter eine Eule packen und all so was. Ein paar andere Sachen, wie zum Beispiel den Kupferfuchs, den haben wir damals gezeichnet. Ich hab den bei Photoshop gezeichnet und der Philipp musste den bei Illustrator komplett nachbauen, Stäbchen für Stäbchen. Da hat er sehr geflucht.
Also, das ist komplett durchgewürfelt. Ein paar Sachen sind von einer Illustratorin gekauft, ein paar Sachen sind selber gemacht. Und die Ideen, die kommen einfach. Ich hab unheimlich viel Interesse an allem möglichen und oft nehme ich tatsächlich einfach Sachen, die mir persönlich gefallen. Ich hätte jetzt zur Zeit zum Beispiel unheimlich Bock irgendwas mit Kakteen oder Walen oder so zu machen. Oder Flamingos. Ich weiß aber nicht ob da die Leute Bock drauf haben, und dann lote ich das immer so ein bisschen aus. Ich hatte zum Beispiel ein Motiv in meinem Shop mit so einer Biene, das fand ich super schön. Ist aber total gefloppt, das hat die Leute gar nicht interessiert. Dann geht die halt wieder raus. Ich habe ja dadurch, dass ich komplett nur auf Bestellung produziere, zum Glück keine Lagerleichen. Wenn etwas nicht läuft, dann geht das Motiv halt raus und das nächste kommt rein. Da wird halt immer ausprobiert. In meine Frühjahrskollektion ist zum Beispiel sehr viel Arbeit reingeflossen,auch mit Shootings im Vorfeld und so weiter. Und dann war die Seite online und ist nach dem Launch aufgrund zu vieler Zugriffe direkt abgekackt und war dann zwei Tage lang down. Das hat mich sehr viel Geld gekostet und war sehr ärgerlich. Jetzt habe wir sehr hohe Hostingkosten und hoffen, dass der nächste Launch besser funktioniert. Aber das ist ein Lernprozess, und genau so ist es halt auch mit den Motiven. Ich habe ja auch das Motiv mit der Motte, und ich persönlich finde Motten übelst geil, hätte aber nicht gedacht, dass das so gut läuft. Und jetzt ist das ein Dauerbrenner, der immer gekauft wird, den alle cool finden. Daran hangle ich mich dann entlang und habe dann noch ein Insekt rausgebracht, das lief auch wieder gut. Dann kam das dritte Insekt – diese Biene – und ist gefloppt. Dann weiß ich ‚Ok, Biene nicht. Nehmen wir halt wieder ein paar schönere Insekten.‘ Und so ist das dann. Ein stetiger Lernprozess und ein Erfühlen, was die Leute kaufen und was nicht
MissGeek: Kommen wir noch mal auf das Thema Youtube zurück. Du willst ja nun weg von den Comedy- und Satirevideos und deinen Kanal umstrukturieren hin zu den drei großen Themen Backen, Basteln und Bauen. Wie kam es dazu?
Kupferfuchs: Das war halt so ein Durcheinander, das hat mich wahnsinnig gemacht. Ich bin eigentlich so ein geordneter Mensch, das wurde mir vermutlich in drei Jahren Ausbildung zur Bürokauffrau eingeprügelt. Sogar mein Steuerberater hat gesagt, ich hätte die beste Buchhaltung, die er seit langem gesehen hat. Ich hatte ja teilweise Vlogs, dann irgendwelche Comedy, dann backen wir wieder … ich glaube der Algorythmus wusste gar nicht, was ich da mache. Ich hab ja im Frühjahr noch mal so ein Comedyvideo wie früher gemacht, das macht mir einfach keinen Spaß mehr. Also, ich rege mich immer noch sehr gerne über Leute auf und alles, aber es macht mir keinen Spaß mehr das einfach so gescriptet nur runterzurattern. Das sind vorgetragene Gedanken von mir, aber die kann ich auch im Podcast verteilen, wenn ich das möchte. Wir bleiben jetzt einfach beim ungewollt lustig sein. Ich hab auch gemerkt, dass die Qualität der Videos darunter gelitten hat, dass ich das nicht mehr so gerne gemacht habe. Ich möchte mich jetzt viel mehr auf das konzentrieren, was ich aktuell gerne mache. Und das ist halt Basteln, Upcycling von Klamotten, Kostümen und Möbeln und so weiter. Und ganz oft poste ich halt einfach nur ein Bild auf Instagram, und dann fragen mich die Leute, warum ich dazu denn kein Video gemacht habe. Ich hab mir irgendwann mal nur aus einem Gürtel und einer Kette einen schöneren Gürtel gemach und die Leute wollten unbedingt wissen, wie ich das gemacht habe. Ich hatte das natürlich nicht mitgefilmt und hab mir hinterher gedacht ‚Hm, eigentlich schade. Hätte man ja vielleicht wirklich ein Video draus machen können. ‚ Darauf möchte ich mich jetzt mehr konzentrieren. Wir sind ja jetzt im Juli auch in unser Haus gezogen. Das war sehr renovierungsbedürftig und da gab es sehr viel zutun. Da habel ich auch viel mit gemacht. Ich möchte mir auch ein paar Laufenten holen, für den Garten. Da muss dann halt ein Stall gebaut werden. Und wir haben einen Teich im Garten, der muss dann fit gemacht werden für die Enten. Und dann will ich eine Terasse bauen, und wir haben einen Partykeller, den hab ich schön gemacht, und all so Sachen. Ich habe ja auch ein Bastelvideo gedreht in dem ich IKEA-Möbel für Katzen umgestylt habe. Sowas möchte ich halt machen.
Das macht mir auch mega viel Spaß, und ich glaube, dass solche Videos auch eine längere Halbwertszeit haben als 15 Arten von Menschen die mich im Leben nerven. Ich möchte vielleicht auch nicht mehr ganz so viel Negativität verbreiten. Ich bin ja auch so ein leicht negativer Mensch und das möchte ich eigentlich gar nicht sein. Und ich glaub um sich da selbst rauszuholen muss man einfach auch anfangen, positiver zu sein. Und so versuche ich dann mit den Videos ein bisschen mehr Positivität in mein Leben und das Leben der anderen zu bringen.
MissGeek: Jetzt hast du ja euren Podcast Nettgeflüster schon angesprochen, wie kam es denn dazu?
Kupferfuchs: Philipp (lacht). Ich war gar nicht dafür. Ich bin eigentlich der Meinung gewesen, dass sich niemand von mir einen Podcast anhören will. Ich habe ja auch immer viel Kritik an meiner Stimme bekommen. Aber ich habe jetzt sehr positives Feedback bekommen, das hätte ich gar nicht gedacht. Ich höre Fest & Flauschig, das ist so mein Podcast. Und Start & Select. Das wars. Aber auch nur wegen der Personen. Aber ich bin überhaupt nicht in der Podcast Szene, ich kenne mich da null aus. Und ich wusste auch nicht, dass es so eine große und starke Community gibt. Wir sind ja jetzt bei Itunes, Spotify und Soundcloud gelistet. Und eigentlich ist das voll chillig. Du kannst dich, egal wann und egal wie du aussiehst, einfach hinsetzen und dir von der Seele reden. Philipp und ich sind jetzt seit 10 Jahren zusammen und wir haben uns immer sehr viel zu erzählen. Das ist halt sehr ungezwungen, sehr angenehm und komfort-blasig. Ich habe da so eine kleine, neue Leidenschaft für mich entdeckt und ich bin mal sehr gepannt, wo diese Podcast-Reise hingeht. Ich bin ja sowieso immer sehr interessiert an allem Neuen, und das ist auf jeden Fall spannend im Moment.
MissGeek: Kommen wir nun noch einmal auf eine andere große Leidenschaft von dir zu sprechen, die bereits ein paar mal andeutungsweise erwähnt wurde – deine tollen Basteleien und Kostüme. Wie bist du denn dazu gekommen?
Kupferfuchs: Also, ich kann ganz ganz vorne anfangen. Ich hab 2012 mein Fachabi in Gestaltung angefangen, weil ich etwas gestalterisches machen wollte. Ich war mit der Ausbildung zur Bürokauffrau fertig, hatte zwischenzeitlich tätowiert und wollte etwas kreatives machen. Ich bin dann ins Richard-Riemerschmid-Berufskolleg Köln gegangen. Beste Schulzeit meines Lebens! Da war einfach jeder in der Klasse ein netter Mensch, das hatte ich noch nie erlebt. Und da habe ich meine beste Freundin kennen gelernt, und die hat Lolita gemacht. Ich bin mega Anime- und Manga Fan, schon seit ich denken kann. Also wirklich schon seit der 4. oder 5. Klasse lese ich Mangas. Dragonball, Dragonball Z, Digimon, Pokemon – ich habe alles mitgenommen damals. Die guten, alte Animezeit auf RTL2. Ich bin da echt ein Hardliner. Und darüber haben wir uns kennen gelernt. Wir mussten damals eine Kennenlernrunde machen und da mussten wir auch unsere Leidenschaften aufschreiben. Und das ist damals alles zumindest in meinem Umfeld noch nicht sooo salonfähig gewesen. Aber ich dachte ‚Komm, biste mal mutig‘ und hab Anime mit aufgeschrieben. Und nachher wurde die Plakate dann aufgehängt und man konnte so rumgehen und sich die Leidenschaften der anderen ansehen. Und sie hat das bei mir gesehen und ich bei ihr, und so kamen wir dann ins Gespräch. Bis heute ist sie eine meiner besten Freundinnen. Sie hat dann gesagt, ich soll doch mal mit auf die Animagic kommen und hat mich da so richtig rangeführt.
Ich hätte damals niemals das Selbstvertrauen gehabt mich zu verkleiden, und ich habe mich beim ersten Mal auch sehr geschämt. Also, nicht wirklich geschämt, aber ich war sehr befangen. Ich hab mir aber mit ihr zusammen ein Lolita-Kleid gekauft, wir sind zusammen gegangen und sie ist mir nicht von der Seite gewichen. Das war so eine unglaublich positive Erfahrung. Ich hab mich so wohl gefühlt und habe an diesem Tag damals ein Mädchen gesehen, dass ein Faun-Kostüm anhatte. Und schon als kleines Mädchen hab ich ja in jedem Busch geguckt, ob da eine Fee sitzt. Ich bin supersupersuper interessiert an Fantasy, und Faune sind für mich das allergrößte. Und das war das erste mal, dass ich jemanden gesehen habe, der so verkleidet ist. Das war so ein richtig krasser Moment. Ich dachte mir ‚Oh mein Gott, die ist so wunderschön! Ich möchte das auch.‘ Und dann hatte ich mir vorgenommen im nächsten Jahr nicht als Lolita zu kommen, sondern mir das zu basteln, was ich sein will. Ich mache ja auch kein richtiges Cosplay in dem Sinne, weil ich das gar nicht kann. Da bin ich viel zu schlecht. Ich kann ja auch nicht gut nähen, ich upcycle halt viel. Dann hab ich mir das Jahr darauf einen Faun genäht und gebastelt und das hat sich einfach so angefühlt als würde ich endlich so aussehen, wie ich eigentlich sein will. Und so hat das angefangen. Dann habe ich in diesem Jahr bei der Animagic jemanden gesehen und mir gedacht ‚Oh mein Gott, eine Nymphe! Ich will nächstes Jahr eine Nymphe sein!‘, und hab halt im Jahr darauf ein Nymphenkostüm gebastelt. Dann lernt man ja auch viel mehr Messen kennen, und irgendwann haben mich dann Fotografen angesprochen auf den Conventions, mit denen hat man sich dann angefreundet und die kannten dann wiederum andere Fotografen … und so bin ich überhaupt erst in diese ganze Fantasy-Fotografie-Szene reingerutscht. Und ich habe auch noch Millionen Sachen, was ich noch machen will und noch nicht ungesetzt habe, weil es zu schwierig ist. Aber man wächst ja auch immer mit den Prozessen. Mal gucken, was als nächstes kommt. Im Moment finde ich ja Wikinger ganz geil, und Voodoo-Hexen. Viel mit Fell und so. Da will ich mich mal ein bisschen versuchen. Ich habe zum Beispiel noch so eine Luna-Motte, da würde ich gerne so eine grüne Luna-Motten-Fee machen. Ich habe noch einen Sukkubus hier, da habe ich das Headpiece versaut. Das sollte für die RPC fertig werden, da werde ich mich auch noch mal dran setzen. Das sollten so riesige Stierhörner werden. Ich gucke viel Fernsehen und Filme und interessiere mich viel für alles, deswegen ist ja sicher nie Ende was Ideen für Kostüme angeht.
MissGeek: Wenn du an all deine Kostüme denkst, könntest du dich für ein Lieblingskostüm entscheiden?
Kupferfuchs: Mein Lieblingskostüm, das ist schwierig. Ich mag auf jeden Fall ganz, ganz sehr das Kleid, welches mir die FireflyPath geschneidert hat. Das Spiderwicks-Kleid. Aber da habe ich ja nichts mit zutun, das ist ja ein gekauftes Kleid. Aber ich liebe es sehr. Ansonsten mag ich auch mein Phönix-Outfit sehr, sehr gerne, weil da sehr viel Arbeit hineingeflossen ist. Und meinen allerersten Faun, von dem es quasi keine Bilder gibt. Wenn ich mir wirklich eins aussuchen müsste, dann wahrscheinlich mein Herbst-Faun von vor 4 Jahren. Ich glaube da gibt es drei Bilder von und sonst nichts. Aber da steckt so viel Herzblut drin, und Faune sind und bleiben einfach meine liebsten Wesen. Deswegen würde ich sagen, dass das mein Lieblingsoutfit ist.
MissGeek: Und was war denn so dein tollstes Shooting?
Kupferfuchs: Die Shootings mit Tieren machen generell immer sehr viel Spaß. Mit den Füchsen, das war schon sehr, sehr geil. Und die Hirsche waren toll. Die Eulen waren auch super. Also alle Tiershootings waren sehr, sehr schön. Ich würde unheimlich gern mal mit Wölfen oder Rentieren etwas machen. Ich liebe ja alles an Tieren. Du kannst mir eine Schnecke auf die Hand setzen und ich finde die süß. Es ist jedes mal der Hammer, wenn du so ein wildes Tier so nah bei dir haben darfst und anfassen darfst. Man wird auch so ehrfüchtig einfach.
Vielen Dank für das tolle Interview!
Wir haben unsere Zeit mit Kupferfuchs sehr genossen, und wenn ihr mehr von ihr sehen und hören wollt, dann folgt einfach den kommenden Links: