“You’re entirely bonkers. But I’ll tell you a secret. All the best people are.”

Abstrakte Kreaturen und Monster, die einen das Fürchten lehren. Schrille Charaktere und Welten, die verzaubern.
Willkommen in der Welt von Tim Burton oder: Ein Ausflug durch die Fantasie eines Verrückten?

Durch mein Kunstgeschichtsstudium zieht es mich hin und wieder in ein Museum. Kunstmuseum, um genau zu sein. In denen man still sein sollte, andächtig von Bild zu Bild schreitet, anerkennend nickt und einen Blick in den Ausstellungskatalog wirft („Aha, es wurde mit Öl auf Leinwand gemalt“). Nun, es sollte uns allen klar sein, dass eine Ausstellung mit dem Titel „The World of Tim Burton“ alles andere als eine Klischee-Kunstausstellung sein würde.

Begleitet mich also ein Stück durch diese wundervolle Ausstellung, die bereits seit August die Besucher des Max-Ernst-Museums in Brühl in ihren Bann zieht.

Eine kurze Bemerkung am Rande: Bilder aus der Ausstellung wird es in diesem Text nicht geben. Das Fotografieren im Museumsgebäude war leider untersagt.

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Erste Schritte in Tim Burtons verrückte Welt

Bereits vor zwei Jahren habe ich eine Kunstausstellung von Tim Burton in Prag besichtigen dürfen. Unglaublich faszinierend und packend, wie das Museum die Kunstwerke in das Gebäude integrierte und mit den Gegebenheiten der Architektur spielte, um das richtige Feeling für die Ausstellung zu schaffen. Bereits der Vorraum des Museums, wo man die Tickets kaufte, war mit wirren schwarz-weißen Streifen durchzogen und durch die weiteren Räume schien ein eisiger Wind zu wehen, gefolgt von einem schaurigen Gejammer. Diese Erfahrung mit Tim Burtons Werken, ganz von den wundervollen Filmen wie „Nightmare before Christmas“, „Corpse Bride“ und vielen mehr abgesehen, ließen mich schon im Voraus eine gewissen Erwartungshaltung bezüglich der Ausstellung aufbauen.

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Das Museum in Brühl ist nicht sonderlich groß. Die Sonderausstellung sind größtenteils im Kellergeschoss, während eine recht kleine Dauerausstellung sich im Erdgeschoss befindet. Um einen roten Faden durch die Ausstellung zu erzeugen wird der Besucher zunächst durch einen kleinen Raum geleitet mit dem Titel „Einfluss“. Tim Burtons ersten Zeichnungen von der Kunstschule, Wettbewerben oder auch seine ersten Entwürfe, die an Verlage gingen. Bereits zu dieser Zeit konnte man deutliche Richtungen und Ansätze für Charaktere wie Beetlejuice erkennen. In einem handschriftlichen Brief, fürchterlich schwer zu entziffern, bat er um die Veröffentlichung eines kleinen Grafik Novels oder zumindest um ein paar Anregungen zur Verbesserung. Darunter ein mit der Schreibmaschine getippter Antwortbrief: Abgelehnt. Die Zeichnungen seien wirklich schön und auch die Charaktere sehenswert, aber die Einsendung könne nicht berücksichtigt werden. Der Absender war eine Mitarbeiterin von Walt Disney.
Ein paar Bilder weiter Zeichnungen in einem Stil, den niemand so wirklich mit dem Künstler Tim Burton in Verbindung bringt. Der typische Disney Stil mit Skizzen aus „Schneewittchen“ und „Cap und Capper“. Doch was hatte Tim Burton mit diesen Disney-Filmen zu tun? Diese Filme entstanden zu seinen Anfangszeiten als Zeichner, in denen er als Assistent bei Walt Disney arbeitete. Wir vergessen so leicht, dass es auch mal Zeiten ohne Computer-Animationen gab, in denen 26 Bilder pro Sekunde gezeichnet werden mussten und das so genau zueinander passend, dass ein fließender Film entstand. Neben diesen sehr eindeutigen Skizzen, ein etwas verstörendes Bild, das schon eher dem Stil von Tim Burton nahe kommt. Eine seltsame schwammige Maschine mit Mickey Mouse Köpfen geschmückt. Davor stehen bunte geometrische Figuren an, um in den Schlund dieser Höllen Maschine zu steigen. Heraus kommen braune einheitliche Klötze. Ein Hinweis auf Tim Burtons Meinung bezüglich seiner Arbeit bei Walt Disney? Ich kann diese Zeichnung nur wie folgt deuten, auch wenn ich damit mehr hinein interpretiere, wie vielleicht enthalten sein mag: Er selbst, als individueller Künstler, bunt und schrill, wird von der Disney-Maschinerie in eine einheitliche Form gedrückt. Ob er will oder nicht.

Tim Burtons nie umgesetzten Ideen

Nach dieser Einführung in die Entwicklung von Tim Burton, um erst einmal ein Gefühl für die weiteren Werke zu erlangen, geht es mit den nie veröffentlichten Ideen weiter. Ideen für Filme, die es nie vom Papier weiter geschafft haben. Da hätten wir „Trick or Treat“, deren Zeichnungen an Halloween Town in „Nightmare before Christmas“ erinnern oder ein Entwurf von bunten Piratenzeichnungen, die eher im Stil den Bildern eines kleinen Kindes gleichen.

Wie erhofft sind in der Ausstellung auch viele Skizzen zu den bekannten Filmen Tim Burtons vertreten. Hier für euch die Filme, die in der Ausstellung näher behandelt werden:

  • Nightmare before Christmas
  • Corpse Bride
  • Beetlejuice
  • Alice im Wunderland
  • Mars Attack
  • Charlie und die Schokoladenfabrik
  • Edward mit den Scherenhänden
  • Sweeney Todd
  • Batman
  • Hänsel und Gretel (Kurzfilm)

Besonders der Teil über „Nightmare before Christmas“, der leider nicht gerade groß ausfällt, zieht besonders meine Aufmerksamkeit auf sich. Neben den Skizzen von Jack Skellington, der Kürbiskönig von Halloween Town, sind auch die ersten schriftlichen Entwürfe der Geschichte zu sehen. Mal wieder etwas schwer zu entziffern, da Tim Burtons Handschrift wirklich sehr krakelig ist, aber zu lesen ist in Gedichtform die Szene, in der Jack verzweifelt auf dem Friedhof sitzt und über sein Leben nachdenkt. Auch der Geisterhund Zero hat da schon seinen Auftritt.

Neben den Skizzen und ausgearbeiteten Bildern sind auch die Figuren aus seinen Filmen als Plastiken zu bestaunen. Mr. Oogie Boogie in einer Dunkelkammer, schaurig schön inszeniert. In eben dieser Dunkelkammer hat Tim Burton selbst bei der Eröffnung der Sonderausstellung spontan ein Gemälde gemalt. Ich mag gar nicht an das Ende der Ausstellung denken, wenn das Gemälde von der Wand entfernt werden muss.

Im Anschluss zur Dunkelkammer folgen unabhängige Zeichnungen von verschiedenen Charaktere, wie Oyster boy, Stain Boy oder Balloon Boy, welche immer wieder in den Zeichnungen von Burton auftauchen.

Ein wirklich lohnenswerter Besuch

Wenn ich abschließend die Ausstellung bewerten sollte, dann würde ich ihr ein 2 geben. Die Inszenierung der Bilder war wirklich ansprechend (wenn auch nicht so gut wie die in Prag), aber die Reihenfolge war wirklich irritierend. Man musste sich wirklich konzentrieren, um die Bilder in der logischen Reihenfolge zu betrachten, damit der Kontext verständlich blieb. Mal stand man vor Bild Nummer 245, drehte sich der nächsten Wand zu und stand vor Bild Nummer 386, welches natürlich überhaupt nicht im Kontext der Bilder davor standen. Besonders wenn man sich an dem Ausstellungskatalog entlang hangelte, um alle Informationen, die dazwischen verstreut waren, auch mit zu bekommen. An dieser Stelle wäre Bodenmarkierungen mit den richtigen Wegen vielleicht angebracht gewesen.
Insgesamt habe ich etwa drei Stunden in dem Museum verbracht, was sich gerade für den Preis von 12 Euro (5,50 für Studenten) wirklich lohnt.

Wenn ihr neugierig geworden seid: Die Sonderausstellung „The World of Tim Burton“ ist noch bis zum 3.1.2016 im Max-Ernst-Museum in Brühl zu sehen.

 

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